Ein Baum, der auffällt: er ist riesig, fast immer grün, hat kleine Blätter, mehrere in sich geschlungene Stämme und hunderten Luftwurzeln. Wir nennen ihn Feigenbaum oder Ficcus und die Maasai ganz einfach „Oreteti“. Er ist so imposant in seiner Erscheinung, dass man sich nicht wundert, wie in so vielen Weltreligionen der Feigenbaum, ein Feigenblatt oder die Früchte eine Rolle spielen. Auch für die Maasai und vor allem für ihren Glauben hat der Feigenbaum eine große Bedeutung.
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Man findet den “Oreteti” in dichteren Wäldern, wo es in der Nähe Wasser gibt. Für die Maasai ist dieser Feigenbaum ein heiliger Baum. In früheren Zeiten, noch bevor die Missionare das Maasailand erreicht haben, war ein „Oreteti“ ein sehr spiritueller Platz: die Synagoge, Kirche oder der Tempel der Maasai. Hier wurden Zeremonien und Treffen abgehalten.
Auch heute noch finden viele Rituale und Zeremonien unter diesen Bäumen statt. Die Maasai kommen zu diesem Baum, um für Regen oder das Wohlwollen der Gemeinschaft zu beten. Auch spezielle Anlässe führen die Leute zu diesem besonderen Platz. Beispielsweise pilgern die Älteren mit den Buben, deren Beschneidungszeremonie bevorsteht, am Abend vor dem großen Tag zu einem „Oreteti“, um Gebete zu sprechen und um Vergebung für alle Sünden zu bitten. So können die jungen Männer rein und frei den neuen Lebensabschnitt als Krieger beginnen. Auch für Frauen ist der Feigenbaum ein spiritueller Ort. Sie kommen, um für ihre Kinder und ihr Wohlergehen zu bitten. Wenn eine Frau einen unerfüllten Kinderwunsch hat, bringt sie Milch, grüne Gräser oder auch ein Lamm, das als Opfergabe unter dem Feigenbaum geschlachtet wird.
Die „Oreteti“ sind ein Teil des Naturglaubens der Maasai, ein Teil, der sie zu außerordentlichen Behütern und Bewahrern ihrer Umgebung macht.